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Weitwandern mit Kindern und Jugendlichen

Jurawege vom Main zur Rhône

Wandern, vor allem anstrengendes Weitwandern, ist bei der jüngeren Generation völlig out, sollte man meinen. Wandern , das bedeutet doch schwere, Blasen erzeugende Stiefel an den Füßen, kratzende rote Wollkniestrümpfe an den Waden, zwickende altmodische Kniebundhosen, rotweiß kariertes Hemd, grauer Filzhut, drückender Rucksack auf dem Rücken und schließlich ein so genanntes Volkslied auf den Lippen. Damit lockt man heute doch niemand unter 60 vom Fernseher oder vom Autolenkrad, vom Computerspiel oder aus der Technodisko weg?

Weit gefehlt! Meine Söhne Florian (damals 12 Jahre alt) und Felix (damals 11 Jahre alt) sowie Patenkind Fabian (damals 6 Jahre alt) wollten eines Tages gegen Ende der großen Ferien unbedingt von unserem Wohnort auf der höchsten Kuppe der Schwäbischen Alb in der Nähe der Geislinger Steige zu Fuß zum Hohenzollern wandern. Und der Papa/Patenonkel hat sofort ja gesagt. Der ist ja ein alter Wandervogel, hat als Jugendlicher und als Student der Geographie den Schwarzwald und die Vogesen durchwandert. Später war kein Teil des mittleren Alpenbogens vor ihm sicher, bis zu den höchsten Gipfeln ist er hochgestiegen.

Aber schon im Alter von 3 Jahren waren die Kinder dabei! Immer mit dem eigenen Rucksack, der natürlich nur sehr leicht gepackt war, häufig mit Gurt am Seil, oft auf gar nicht so leichten Wegen, aber immer mit viel, viel Zeit und noch mehr zu trinken.  Ein zum Staudammbau geeignetes Bächlein, ein "Kanalbau", ein zum Rutschen geeignetes Schneefeld, eine kleine Kletterwand, all das und noch viel mehr hat diese Wanderungen im Kindergarten- und Grundschulalter sehr interessant gemacht, sie aber zeitlich in die Länge gezogen. Auf Gipfelerlebnisse, Steinbock- und Adlerbeobachtungen waren die Kinder besonders stolz, und anschließend stellten die Matratzenlager der Hütten ideale Turn- und Spielflächen dar.

Der Papa musste sich viel einfallen lassen, damit es nie langweilig wurde. Er musste seine Kinder genau beobachten, damit er sie körperlich oder psychisch nie überforderte. Zu Hause sollten die Kinder was erzählen können, von ihren Heldentaten, Beobachtungen, Abenteuern, Erlebnissen. Langwierige Unternehmungen waren es schon. Zeitangaben von 2 bis 4 Stunden bedeuteten ausgewachsene Ganztagestouren.

Dienstlich ist der Papa ebenfalls unterwegs: Seit beinahe 20 Jahren ist er fast jedes Jahr im Schullandheim in Südtirol. Die Klassen 7 oder 8 reißen sich um diese Klassenfahrt, obwohl sie genau wissen, dass eigentlich nur gewandert wird. Auch hier müssen die Anforderungen exakt der Altersstufe entsprechen. Spiel und Sport, Abrutschen im Schneefeld, Schwimmen im eiskalten Bergsee, Baden im Wildbach, Schneeballschlacht, aber auch fachliche Lernziele hauptsächlich ökologischer, botanischer, zoologischer, geographischer oder geologischer Art gehören dazu.

Nach dem Schullandheim fragen die Kinder, ob sie wieder mal mitwandern dürfen. Natürlich dürfen sie mit zu den schon traditionellen Herbst- und Osterwanderungen im Jura. Es ist eine bunt gemischte Wandergruppe entstanden mit Bekannten, Verwandten, Schülern, Schülerinnen, ehemaligen Schülern und Schülerinnen, im Alter gemischt von 8 bis 46 Jahren, teilweise Kleingruppen mit 4 Personen, die größte Gruppe bestand aus 16 Personen. Diese bunte Mischung stellt einen besonderen Reiz dar und hält vor allem die Kinder bei der Stange.

Die Schüler lernen Wandern mit allen Aspekten (Gesundheit, Planung, Ausrüstung usw.) auch bei Projekttagen, und schließlich gehört eine einwöchige Jura- oder Alpentour zum Standardprogramm der Studienfahrt der Jahrgangsstufe 12 (18- bis 19-jährig). Neben fachlichen Lernzielen, die sich immer mehr auf den Bereich des Natur- und Umweltschutzes und des Sanften Tourismus beziehen, geht es auch um das Sozialverhalten, um die Erlebnisfähigkeit, um die Gesprächsfähigkeit der Schüler.

Sie werden voll in die Vorbereitung einbezogen, sie studieren, falls vorhanden, die Führerliteratur und die geographische Fachliteratur, sie erstellen anhand geeigneter Karten die Wanderpläne, sie suchen und buchen die Quartiere und die notwendigen öffentlichen Verkehrsmittel. Der Lehrer ist eigentlich nur noch Moderator und Ratgeber.

Das Begehen der Jurawege hat sich nach der "Initialzündung" durch meine Kinder als sehr günstig erwiesen vor allem wegen der räumlichen Nähe, aber auch wegen der geologisch-geographischen Besonderheiten und der außergewöhnlichen Aussichtspunkte. Andererseits gibt es spezifische Probleme. So sind die Randwege wohl landschaftlich besonders schön, führen aber auf fast alle Berghalbinseln hinaus, queren tief eingeschnittene Täler, so dass im Verlauf einer Tagesetappe schon mal alpine Höhenmeter zusammenkommen.

Die Flurbereinigung hat teilweise öde Agrarsteppen geschaffen mit kilometerlangen, schnurgeraden Asphaltwegen, die den letzten Nerv töten und den gesündesten Fuß schmerzen. An Wochenenden ist die Verkehrsdichte an Pkws und Fußgängern vor allem im Einzugsbereich der Großstädte Nürnberg, Ulm, Reutlingen/Tübingen, Stuttgart, Zürich und Genf extrem hoch.

Öffentliche Verkehrsmittel sind in Deutschland am Wochenende und in den Ferien Fehlanzeige. Ausnahme ist die Bahn, die auf einigen Strecken derzeit ihr Angebot stark verbessert. Paradiesisch sind dagegen die öffentlichen Verkehrsverhältnisse in der Schweiz.

In Deutschland gibt es im Jurazug wenige Jugendherbergen und Naturfeundehäuser, die Wanderheime und Hütten der Albvereine und des Alpenvereins sind oft nur am Wochenende geöffnet, daher ist man gezwungen zu relativ hohem Preis in Gasthäusern zu übernachten. Hier gibt es einen großen Nachholbedarf!

Das Angebot an bezeichneten Weitwanderwegen ist dagegen sehr gut. Vor allem der Schwäbische Albverein und der Schweizerische Juraverein haben ein gutes Wegenetz markiert. Folgende Weitwanderwege wurden von uns in erster Linie benützt:

Main - Donau - Weg (Jura-Linie) von Staffelstein oder Lichtenfels bis Neumarkt/Oberpfalz

Westlicher Albrandweg des Fränkischen Albvereins von Neumarkt bis Harburg

Nordrand - Linie des Schwäbischen Albvereins von Nördlingen bis Tuttlingen

Ostweg des Schwarzwaldvereins vom Donautal bis Blumberg

E 1 von Blumberg bis Randen

Schweizer Randenweg von Randen bis Schaffhausen

Jurahöhenweg / E 4 von Baden bis Nyon

GR 9 / E 4 von Nyon bis zur Rhone

Eine genaue Wegbeschreibung würde den Rahmen dieses Berichts sprengen, deshalb hier nur grobe Hinweise auf Wege, Landschaften und wichtige Etappenziele. Schon am Main haben wir die Qual der Wahl: Von Staffelstein aus führt die Jura-Linie des Main-Donau-Weges über Scheßlitz, Heiligenstadt nach Behringersmühle/Pottenstein/Betzenstein mitten durchs Zentrum der Fränkischen Schweiz mit ihren Fels bekränzten Tälern, Höhlen und vielen Sehenswürdigkeiten. Von dort führt der Weg nach Hersbruck an der Pegnitz, wo er auf die Alternativstrecke, den westlichen Albrandweg des Fränkischen Albvereins trifft. Dieser mit einem roten Querbalken im weißen Feld bezeichnete Weg beginnt in Lichtenfels und führt am westlichen Rand des Jurazugs teils am Trauf entlang, teils am Fuß der Schichtstufe, teils auf der Hochfläche über Würgau bei Scheßlitz, Teuchatz (Übernachtung in Burggrub), Forchheim, Mitteldorf ebenfalls nach Hersbruck.

Ab Hersbruck bleibt man auf dem Albrandweg, der über Altdorf und Neumarkt zum wunderschönen Städtchen Berching führt. Überhaupt ist dies ein Städteweg, der fast vollständig erhaltene mittelalterliche bis Barock-Städte verknüpft. Leider hat öfters die Moderne, im Fall Berching der Rhein-Main-Donau-Kanal, sonst meist der Straßenbau oder der Wohnungsbau, zugeschlagen. Über Thalmässing geht es nach Weißenburg, dem nächsten "Stadtknüller" (Übernachtung im Naturfreundehaus Rohrhardsberg), dann weiter an der Fossa Carolina, dem Rhein-Main-Donau-Kanal Karls des Großen entlang nach Treuchtlingen an der Altmühl. Über den Hahnenkamm,den höchsten Teil der Fränkischen Alb, erreichen wir Heidenheim mit seinem romanisch-gotischen Münster. Durch die Ries-Randzone kommen wir ins Barockstädtchen Wemding und weiter am Riesrand entlang nach Harburg, wo die Burgbesichtigung zum Pflichtprogramm gehört, ehe es nach Nördlingen (mittelalterliches Stadtbild, Riesmuseum) geht.

Schon in Harburg ist es möglich auf die Nordrandlinie, den Hauptwanderweg 1 des Schwäbischen Albvereins, zu wechseln, die über Bopfingen, Aalen, Heubach, Donzdorf ins Filstal und von dort nach Wiesensteig führt. Alternativ dazu ist eine zweite Route von Nördlingen durchs Karthäusertal zum Kloster Neresheim und weiter über Heidenheim ins Lonetal und südlich der Fils nach Wiesensteig möglich. Bei den Sehenswürdigkeiten, welche die Nordrandlinie bietet (Aussichtsfelsen, Höhlen, Burgruinen, wildromantische Schluchten, Heilbäder, vulkanische Krater ...) ist es sinnvoll, die Etappen kürzer zu wählen und exakt die Albtrauflinie zu wandern. Andererseits will man ja auch vorwärts kommen, dann empfiehlt es sich eine Wegführung zu wählen, die Berghalbinseln abschneidet, manche Burgen und Aussichtsfelsen auslässt, aber auch tiefe Talabstiege vermeidet und leichter zu begehen ist. Nur kurz stelle ich hier die beiden Möglichkeiten vor (Sehenswürdigkeiten in Klammern):

Variante Trauf: Wiesensteig - (Filsursprung-Reußenstein-Randecker Maar) - Burg Teck - (Beurener Fels-Hohenneuffen) - Bad Urach - (Hohenurach-Uracher Wasserfall-Hohe Warte) - Lichtenstein - (Schloss Lichtenstein-Nebelhöhle) - Rossberg - Heidenburg - Dreifürstenstein - Raichberg.

Variante Hochfläche: Wiesensteig - (Filsursprung-Pfulb-Gutenberger Höhle-Große Schrecke-Falkensteiner Höhle) - Bad Urach - (Hohenurach-Uracher Wasserfall-Schloß Lichtenstein-Bärenhöhle) - Erpfingen - (Kornbühl) - Raichberg (Übern. im Nägeleshaus).

Raichberg - (Böllat-Urwald Untereck-Naturschutzgebiet Hörnle) - Jugendherberge Lochen - (Plettenberg-Lemberg 1015m-Klippeneck) - Spaichingen - (evtl. Variante über Hohenkarpfen und Lupfen) - Tuttlingen - (Donautal-Wartberg) - Geisingen/Gutmadingen - (Fürstenberg-Eichberg) - Achdorf (Wutachschlucht) - (Randenhöhenweg) - Schaffhausen - (Küssaburg) - Waldshut-Tiengen - Baden/Schweiz.

Hier trifft die Route auf den Schweizer Jurahöhenweg und den E 4: Baden - (Windisch-Brugg) - Staffelegg oder bis zur Salhöchi (dazwischen die Wasserflue) - (Geissflue) - Hauenstein - (Belchenflue-Roggenflue, alles erlesene Aussichtsbalkone!) - Balsthal oder Oensinger Roggen - (Weissenstein) - Hasenmatt (beides Super-Aussichtsbalkone) - Frinvillier - Chasseral (Gipfelübernachtung mit Aussicht auf die Eisriesen des Berner Oberlandes) - Neuchâtel - (Gorge de l'Areuse-Creux du Van) - Le Soliat - (Le Chasseron) - Ste.Croix - (Le Suchet) - Vallorbe - (Grottes de Vallorbe- MontTendre 1679m) - Col du Marchairuz - (Crêt de la Neuve) - St.Cergue - (La Dôle, Aussichtsbalkon gegenüber Mont Blanc und Walliser Alpen, hoch über dem Genfer See!) - Nyon

Von Nyon aus erreicht man über La Dôle die GR 9 und den E 4 . Dieser Weg führt hoch über Genf und der mittleren Rhône über Col de la Faucille, Crêt de la Neige (höchster Juraberg überhaupt mit 1718m), Lelex, Saint-Germain-de-Joux, Plateau-de-Retord und Grand Colombier nach Culoz, wo der Jurazug im engeren Sinne an der Rhône endet. Ein Weiterweg durch den schmalen Jurazug der französischen Voralpen ist möglich.

Kartenmaterial:

Umgebungskarte 1 : 50 000 des Bayerischen Landesvermessungsamtes UK L 29 Fränkische Schweiz

Fritsch-Wanderkarte 1 : 50 000  Landkreis Nürnberger Land (Nr. 80). Die Fritsch-Karten enthalten viele touristische Informationen, u. a. alle Wegebezeichnungen. Leider ist die Geländedarstellung schlichtweg miserabel, so dass für Wanderer, die öfters vom bezeichneten Weg abweichen, die Topographischen Karten des Bayer. Landesvermessungsamtes unerlässlich sind, die aber keinerlei Wegbezeichnungen enthalten. Folgende Blätter werden benötigt: L 6534 Hersbruck, L 6734 Neumarkt i. d. OPf., L 6934 Beilngries.

Umgebungskarten 1 : 50 000 des Bayerischen Landesvermessungsamtes: Naturpark Altmühltal mittl. u. östl. Teil, (UK L 16) Bayer.L.Verm.amt, Neues Fränk.Seenland - Naturp. Altmühltal west. T. (UK L 15), Nördlingen - Ries (UK L 21)

Freizeitkarten 1 : 50 000 des Landesvermessungsamtes Baden-Württemberg. Blätter 522, 521, 525, 524, 523, 526, 507, 510, 509

Für den Schweizer Jura gab es bisher Zusammenschnitte der Landeskarte der Schweiz 1:50 000, die vom Schweizerischen Juraverein und den kantonalen Wanderwegevereinigungen herausgegeben wurden, alle mit Wegbezeichnungen: Aargauer Wanderwege 1 : 50 000 Wanderkarte Kanton Aargau, Wanderkarte 1 : 50 000 Oberaargau - Bucheggberg Kümmerly+Frey, Wanderkarte des Jura 1 : 50 000 Bl. 4 Neuenburg - Chasseral - Biel Kümmerly+Frey, Bl. 5 Yverdon - Ste.Croix - Val de Travers Kümmerly+Frey, Bl. 6 Lausanne - La Côte - St.Cergue - Valleé de Joux K+F

Leider gibt es diese hervorragende Kartenserie nicht mehr im Handel. Sie wurde vom Verlag Kümmerly+Frey ersetzt durch eine Karte 1: 60 000 mit schlechter Geländedarstellung. Dafür gibt es jetzt von der Schweizer Landestopographie eine neue offizielle Wanderkarte der Schweizer Wanderwege SAW 1 : 50 000 , Blätter 215T Baden, 214 T Liestal, 224 T Olten, 223 T Delémont , 233 T Solothurn, 232 T Vallon de St.Imier, 242 T Avenches, 241 T Val de Travers, 251 T La Sarraz, 250 T Vallée de Joux, 260 T St.Cergue, 270 T Genève.

Für den Französischen Jura ist die neue Série Bleue des IGN im Maßstab 1:25 000 zu empfehlen, die eine Vielzahl von touristischen Hinweisen und alle Wegbezeichnungen enthält. Folgende Blätter werden benötigt: 3328E Gex, 3328O St.Claude, 3329O Bellegarde, 3230E Grand Colombier, 3231E Belley, 3331O Culoz, 3232E St.Genix-sur-Guiers.

Von Didier-Richard gab es zwei Jurakarten 1:50 00 (33 Au Coeur du Jura und 34 Jura Sud), die nur noch vereinzelt im Handel sind.

Führer:

Leider gibt es den Juraführer noch nicht. Ebenso fehlt ein Führer für den E 4 - Teil des Juraweges. Der Führer für den Juraweg vom Main zur Rhône muss also noch geschrieben werden.

Wenn man nur die Zeit dazu hätte!

So kann man sich für den bayerischen Teil die Route aus den überall erhältlichen miserablen Wanderführern von Kompass, Bruckmann, Dumont und Rother mühevoll zusammenschustern. Wer es weniger aufwendig liebt, dem genügt vielleicht das ganz gute Faltblatt "Wandern in Bayern - Main-Donau-Weg Jura-Linie" des Landesverbandes Bayern der Dt. Gebirgs- und Wandervereine und das noch bessere Heftchen des Fränkischen Albvereins "Westlicher Albrandweg".

Die Wanderliteratur für die Schwäbische Alb ist  reichlicher und besser:  Der Schwäbische Albverein gibt Kurzbeschreibungen seiner Hauptwanderwege heraus. Ein Klassiker ist der Albführer von Julius Wais ( Mittlerer Teil und Östlicher Teil, letzte Auflagen aus den 70er Jahren). Für die Südwestalb, die Hegau-Alb und den Randen sind meine auf dem Flohmarkt erstandenen Wais-Führer Albführer und Schwarzwaldführer aus den 20er Jahren heute noch die besten Informationsquellen. Leider enthalten die Wanderführer der Reihe Heimat und Wandern, die der Theiss Verlag zusammen mit dem Schwäbischen Albverein herausgibt fast nur Rundwanderungen für Autofahrer. Mit etwas Aufwand lassen sich aber auch aus dieser Reihe Weitwanderungen herausdestillieren. Folgende Bände würden benötigt: Albuch - Härtsfeld - Ries, Heidenheim - Dillingen - Donauwörth, Kaiserberge - Geislinger Alb, Teck - Neuffen - Römerstein, Zollernalb, Naturpark Obere Donau. Diese Reihe läuft aus und wird durch eine neue Reihe Wanderführer ersetzt. Hier ist inzwischen ein sehr guter Führer für den Schwäbische Alb - Nordrandweg, den HW 1, erschienen!

Ganz einfach war es in der Schweiz: Hier gab der Verlag Kümmerly+Frey die Reihe Wanderbücher heraus, die leider eingestellt wurde. Der Band Jurahöhenwege beschreibt den kompletten Schweizer Juraweg von Zürich oder Basel bis Genf.

Leider umgeht die Führerreihe TopoGuides des IGN unseren Weitwanderweg in Frankreich geflissentlich, so dass man auf die Informationen der Karte 1:25 000 Série Bleue oder der Didier-Richard-Karte und der Fremdenverkehrsämter angewiesen ist.

Schlussbilanz:

Trotz aller Organisationsschwierigkeiten, die eine Jurawanderung wegen fehlender preisgünstiger Unterkünfte direkt am Weg für Jugendgruppen bereitet, so ist dieses Unternehmen zur Nachahmung zu empfehlen. Manchmal muss man den Höhenweg mit dem Bus oder Zug verlassen, um günstig in einer Jugendherberge im Tal übernachten zu können. Auf der Fränkischen und Schwäbischen Alb muss man mal langweilige Flurbereinigungswege in Kauf nehmen. Aber dafür entschädigt der Jurazug mit vielen Sensationen. Im Frühsommer blühen hier die meisten Orchideen Mitteleuropas, im Frühling und Spätsommer die Enziane. Man kann Wanderfalken und Steinadlern beim Jagen zusehen, malerische alte Städte zu Fuß erobern, die Unterwelt mit Tropfsteinen und unterirdischen Flüssen abenteuerlich erforschen, die Welt von den Aussichtsbalkonen der Schwäbischen Alb und des Schweizer Jura ganz klein zu Füßen liegen sehen und wenige Meter daneben Naturlandschaften eindrucksvoll erleben mit Urwäldern, Felswänden, Bergstürzen, Schluchten, vom Randen gleichzeitig an Ostern den schneebedeckten Feldberg im Westen und die Vulkankegel des Hegaus im Osten sehen, die höchsten Gipfel Europas im Ensemble betrachten, aber auch im Herbst und Frühjahr extreme Wetterschwankungen erleiden müssen mit Schnee und Eis am einen Tag und Bruthitze am andern Tag. Kurz: Der Jura ist eine Weitwanderung wert, und Kinder und Jugendliche als Mitwanderer machen mit ihrer Begeisterung diese Wanderung zu einem besonderen Erlebnis.

Günther Krämer

7.11.95 (überarbeitet 19.8.04)

(veröffentlicht in "der Weitwanderer")